100-Jahr-Jubiläums-Reise

Freitag
Die Sommerferien sind vorbei, die Schüler sitzen wieder in ihren Klassenzimmern. Es ist Zeit für eine inspirierende Reise! Mit ein paar Regentropfen, bald aber bei herrlichem Spätsommerwetter, startet unsere dreitägige Reise zum 100. Geburtstag der MGTH. Es ist gewiss das erste Mal, dass sich die Musikinstrumente zuhause schonten. Die Coronapandemie und andere Gründe haben wohl beigetragen, dass etliche Mitglieder der Reise fernblieben. Das Zillertal – der Name klingt in den Ohren, nicht nur bei Fans der Zillertaler Schürzenjäger – ist unser Ziel. Durch den Arlberg, vorbei an Innsbruck erreichten wir Fügenberg. Von dort tuckerte der Goglzug – eine raffiniert umgebaute Traktorenkombination – romantisch hinauf zum Goglhof, wo deftig, tirolerisch aufgetischt wurde. Am Nachmittag folgte eine aufschlussreiche Show der «HolzErlebnisWelt», die denWeg des Holzstammes von der Ernte, durch das Sägewerk bis hin zum Holzbrett für die Weiterverwendung illustrierte. Dass alle 40 Sekunden ein Einfamilienhaus aus Holz nachwächst, wissen wohl die wenigsten. Auch die Braukunst gehört zur Tradition im Zillertal. Eine Führung mit Degustation im BrauKunstHaus war dann quasi der Apéro zum Grillabend. «All you can eat» war die kulinarische Vorgabe des Grillabends mit Musik in den Zellerstuben unseres Gasthofs in Zell.

Samstag
Nach einem reichhaltigen Frühstücksbüffet bestieg die dynamische, erwartungsfrohe Gesellschaft den Car Richtung Hintertux. Dann gings drei Mal hinauf mit dem 3fach-Gletscherbus, der höchsten Zweiseilumlaufbahn der Welt, auf über 3200 Meter auf die «Gefrorene Wand». Eine unscheinbare Öffnung in einer fünf Meter hohen Schneewand ist der Eingang in die mystische Eishöhle, dem weltweit einzigartigen Naturjuwel. Der Natur-Eis-Palast führt in eine unterirdische Welt aus Licht und ewigem Eis mit natürlichen Hohlräumen, künstlichen Verbindungen und magischen Eissäulen, riesig funkelnden Eiskristallen, gefrorenen Wasserfällen und einem 30 Meter tiefen Gletschersee, eine echte Challenge für Eisschwimmer, wie Marco und Sämi, welche – tiefdurchatmend – die ersten Trockenkurse erfolgreich bestanden haben.

Mal sonnig, mal regnerisch und stürmisch war der Rückweg zur Talstation. Die einen still schwebend in der Kabine, die andern schweissgebadet über Stock und Stein. Aber das Bier schmeckte allen herrlich. Deshalb gingen eben noch zwei, drei rein, bevor die beeindruckende Fahrt nach Mayrhofen startete. Leuchtende Blumenwiesen, Schneerestenund wolkenfreie Bergspitzen faszinierten immer wieder aufs Neue. Im Hotel Rose wurde zum Apéro angestossen auf einen typischen Tiroler Abend. Die Bewegung hatten wir ja hinter uns, jetzt erlebten wir die genussreichen Momente bei gutem heimischen Essen und Trinken und stimmiger Musik. Das Begleit-Motto war dasselbe wie am Vorabend «all you can eat»! Der eine oder andere Ohrwurm war eine Wohltat für die Ohren und das Tanzbein. Altersgruppenweise vollzog sich der Rückzug in unseren Gasthof. Die einen nippten am «Teeli» für einen gesunden, andere schluckten «hard stuff» für einen tiefen Schlaf.

Sonntag
Am letzten Reisetag werden bei vielen Vereinsreisen die Koffer gepackt, verladen und flugs geht’s nach Hause. Denkste! Nicht so, als Lena und Simona nach dem Frühstück dasZepter in die Hände nahmen und die ganze Truppe mit interessantem, unterhaltsamen Gehirnjogging und rasanten Kurzsprints auf Trab hielten. Die zusammengestellten Personengruppen wurden echt gefordert. Über die kniffligen Fragen wurde gerätselt, gemutmasst, geschätzt und auch viel diskutiert. Und auch gemogelt! Am Schluss bestieg aber ein würdiger Herrscher den Thron: «Ueli, der Prinz».

Kurz nach Mittag begann die Heimreise. Sie war fast identisch wie die Hinfahrt. Der Pass Kühtaisattel bildete die Ausnahme und ist eine verkehrsärmere Alternative zur eher stark frequentierten Inntal-Autobahn. Kurz nach Innsbruck windet sich die Strasse durch das Sellraintal hoch auf den Pass (2017m) mit grossartiger Sicht ins aIpine Hochgebirge. Und dann, 40 Meter tiefer im romantischen Dorfstadl, hiess es: «Lasst uns essen»! Das war gleichzeitig die letzte gemeinsame Einkehr unserer Expedition. In engen Serpentinen führte die Fahrt runter nach Oetz und dann auf vertrauter Route heimwärts.

Es war eine, in mancherlei Hinsicht, abwechslungsreiche Jubiläumsreise, welche den gemeinschaftlichen Vereinsgeist wesentlich gestärkt hat. Auch war es ein nachdrückliches «und-jetzt-erst-recht» auf Corona, die verpassten «Sensationell»-Events und auf andere Vereins-Wehwehchen.

Ein herzlicher Dank geht an Simona und Lena. Die beiden haben nicht nur den spannenden Morgen vor der Abfahrt durchgeführt. Gleich nach Reisebeginn bildeten sie unter den Teilnehmenden Gruppen, die bis zum Schluss zusammenblieben. Immer wieder haben sie Allgemeinwissensfragen, vor allem aber geschichtliche und aktuelle Fragen zur MGTH-Vergangenheit gestellt. Ultracool!

Im November 2020, Stephan Weibel